75 Jahre Nicodéchor – 75 Jahre Chorgesang in Langebrück
Der Langebrücker Nicodéchor e.V. wird in diesem Jahr 75 Jahre alt. Aus diesem Grund möchte ich ihnen gern die Geschichte des Chores näherbringen.
Nach dem Ende des schrecklichen Krieges soll „Auf Befehl des deutschen Chefs der sowjetischen Militärischen Administration vom 10.6.1945 der Gesangsverein Langebrück wieder aufgebaut und neu gestaltet werden“. Also wurde der Sangesbruder Ernst Fischer durch die hiesige „Antifa“ beauftragt, eine Gründungsversammlung einzuberufen. Dies geschah am 20. Juni 1945 im Bahnhofshotel Langebrück. Es erschienen 44 Sänger und Sängerinnen, die sich mit Freude am Gesang auf die neue Aufgabe stürzten. Noch im gleichem Jahr gab es 26 Übungsabende und zahlreiche Auftritte. Hermann Wenzel und Liedermeister Alfred Hientsch hielten die Geschicke in ihren Händen und so konnte sich der Chor schon ein Jahr später den Namen „Volkschor Langebrück“ geben.

Im Protokoll der Jahreshauptversammlung von 1947 steht geschrieben: „Ein weiteres Vereinsjahr liegt hinter uns. Wenn auch der Winter 46/47 sehr hart war und das verflossene Jahr ernährungsmäßig große Sorgen mit sich brachte, so hat doch Disziplin und Sängerkameradschaft dafür gesorgt, daß auch das Jahr 1947 gut überstanden wurde. Durch die Übernahme der künstlerischen Leitung durch Erich Paul setzte sich die erfolgreiche Arbeit des Chores in den folgenden Jahren fort. Zahlreiche Veranstaltungen wurden geboten. Unter anderen die Gedenkfeier zum 100. Jahrestag der Revolution von 1848, Schulentlassungsfeier im Lindenhof, Goethefeier und Stalinfeier in der Filmschau und Faschingsball unter dem Motto „Von dem Saubach bis zur Donau“. Bei der Veranstaltung der Nationalen Front 1950 im Lindenhof singt der Chor das erste Mal die Nationalhymne. Im Jahr 1951 übernimmt Georg Anders den Vorsitz im Chor. Obwohl der Chor vielfältige Aktivitäten aufzuweisen hat, werden es von Jahr zu Jahr weniger Mitglieder. Liedermeister Erich Paul und Vorstand Georg Anders bemühen sich in hervorragender Weise um das künstlerische Schaffen. Feste Bestandteile der Chorarbeit sind Ständchen zu Geburts- und Ehrentagen, Faschings- und Weihnachtsfeiern, sowie zahlreiche Veranstaltungen zur Freude der Bevölkerung so z.B. die Serenade im Park des „Hauses der Gemeinschaft“ unter Sternenhimmel, teils vom Balkon gesungen.

Das Jahr 1953 bringt wieder eine Veränderung mit sich. Auf Grund der kulturpolitischen Entwicklung wir im Einvernehmen mit der „Volkskunstgruppe Volkschor Langebrück“ und der „Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft Florian Geier“ Langebrück ein Vertrag abgeschlossen. Und so wird aus dem „Volkschor Langebrück“ ein „Chor der LPG Florian Geier“. Doch diese Zusammenarbeit währt nicht lange. Schon im Jahr 1955 wird der Vertrag auf Betreiben des Vorstandes wieder aufgelöst und es entsteht der „Volkschor J.L. Nicodé“.
Die nächsten zehn Jahre sind geprägt durch vielfältiges Schaffen:
- Maisingen im Waldbad
- Singen im Altersheim Schönborn und Langebrück
- Konzert mit der Humbold-EOS-Radeberg in Radeberg
- Gemeinsames Konzert mit der Feuerwehrkapelle in der Filmschau
- Auftritt im Waldbad zur Volkswahl
- Leistungsvergleich der Chöre in Radeberg
- Programm zu DDR-Geburtstag im „Hotel zur Post“
- Konzert für Rentner in der Filmschau
- Teilnahme an der 675 Jahrfeier der Gemeinde Langebrück
- Gemeinsames Konzert mit dem Chor der Volkspolizei Dresden
- Auftritt in der Filmschau mit der Musikschule „Carl Maria von Weber“ aus Dresden
….. und viele, viele Ständchen zu Geburtstagen, Jahresfeiern und Hochzeiten.

Nachdem am 3.4.1956 Georg Anders verstarb, wurde am 6.6.1959 Hans Zimmermann, als neuer Vorstand, gewählt.
Im Jahre 1965 beginnt ein neues Kapitel in der Langebrücker Chorgeschichte. Erich Paul, Künstlerischer Leiter des Nicodéchores und langjähriger Musiklehrer der Langebrücker Schule verabschiedet sich nach 15 Jahren erfolgreicher Arbeit in den wohlverdienten Ruhestand und übergibt den Taktstock an Jochen Hussack.
Jochen Hussack, 1933 in Langebrück auf der Liegauer Straße geboren, trat schon mit 14 Jahren dem Chor bei. Als gelernter Dekorationsmaler, mit viel Liebe zur Musik, beschloss er, sein Hobby zum Beruf zu küren. Er studierte Musik und wurde ausgebildeter Sänger, Moderator und Ensembleleiter. Siebzehn Jahre oblag ihm die Künstlerische Leitung des Chores bis zur Auflösung 1982.

Mit Hans Zimmermann und Jochen Hussack als bewährte Vorstandsspitze fand der Chor zu immer besserer Leistungsfähigkeit und damit zu vielen Erfolgen in der Chorgeschichte während der DDR-Zeit.
Im Februar 1968 besuchte ein Mitarbeiter des Senders Dresden die Probe und veranlasst, dass der Chor in die engere Auswahl der Chöre kam, die im Sender singen sollten. Am 28.4.1968 wurden im Funkhaus des Senders Dresden drei Lieder aufgenommen und auch gesendet.
Der 25. Gründungstag des Chores wurde am 23.5.1970 festlich in der Filmschau, dem heutigen Bürgerhaus, begangen. Der Chor trug viele neue einstudierte Lieder vor. Auch der Sologesang kam dabei nicht zu kurz. Erika Wustmann und Jochen Hussack sangen einige Duette. Durch das Programm führte Lutz Thiele und die Kinderballettgruppe aus Langebrück zeigte ebenfalls ihr Können.


Die siebziger Jahre sollten für den Nicodéchor recht erfolgreich werden. Zunächst stand der Leistungsvergleich der Chöre in Radebeul an. Dabei fiel bereits positiv auf, dass der Chor ohne Notenmappen auftrat. Die Beurteilung lautete: „Mit sehr guten Erfolg teilgenommen“. Somit hatte der Chor die Fahrkarte nach Heidenau für den „Gebietsleistungsvergleich“ in der Tasche. Es nahmen 15 Chöre daran teil und unser Nicodéchor wurde daraufhin von Leistungsstufe C in Leistungsstufe B eingestuft.


1973 bekam der Chor im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Neunmal gute Laune“ den Titel „Hervorragendes Volkskunstkollektiv“ verliehen. Drei Jahr später konnte dem Nicodéchor diese Auszeichnung noch einmal verliehen werden. Es folgten viele Ständchen zu runden Geburtstagen, Auftritte im FDGB Heim vor ausländischen Urlaubern und Konzerte im Pflegeheim zur Freude der alten Leutchen. So langsam zeichnete sich aber ab, dass dem Chor die Sänger ausgingen, vor allem Männerstimmen fehlten. So kam es zum Zusammenschluss mit dem Medinger Volkschor der mit den gleichen Problemen zu kämpfen hatte. Aber bereits 1981 traten wieder die Probleme auf, dass zu wenige Sänger an den Proben teilnahmen.
Beide Chorvorstände beschlossen deshalb im Januar 1982 die Chorarbeit einzustellen. Dazu steht im Protokollbuch des Nicodéchores folgendes Zitat: „Im Januar 1982 trafen wir uns zum letzten Mal. Es war allen etwas traurig zu Mute, denn der „Volkschor Nicodé“ wurde aufgelöst. Schuld daran waren wohl die immer weniger werdenden Männerstimmen, aber auch die mangelnde Teilnahme. Heli Rudolph zahlte das letzte Geld aus und wir verlebten trotzdem noch einen netten Abend bei „Winters“ in Schönborn. Wir wünschen allen ehemaligen Chormitgliedern Gesundheit und vielleicht einen neuen Anfang in einer neuen Chorgemeinschaft.“ Zitat Ende.
Nach der „Wende“
Nach der Wende schöpften einige der alten Chormitglieder Hoffnung, den Chor neu zu gründen. Zwar gab es an der Mittelschule Langebrück noch immer keinen Schulchor, aber es waren durch Neubauten viele Menschen nach Langebrück zugezogen und auch bei den Alteingesessenen hatte sich Interesse an der Chorarbeit angedeutet. Der frühere Chorleiter Jochen Hussack war ebenfalls bereit, einem neuen Chor als künstlerischer Leiter vorzustehen.

Hilde Drowatzky ist es vorallem zu danken, denn sie sammelte unermüdlich die ehemaligen und neuen Chormitglieder zusammen und so kam es, dass im Herbst 1992 die erste Chorprobe im Musikzimmer der Schule stattfand. Am 5. Dezember 1992 konnte der „Nicodéchor Langebrück e.V.“ gegründet werden.

Ursula Schenk erklärte sich bereit den Chor zu leiten. Mit 25 Mitgliedern fanden nun jeden Dienstag Chorproben statt. Bereits am 17.Dezember 1992 fand im Altersheim Albert Schweizer der erste öffentliche Auftritt statt. Schon bald folgten weitere Auftritte, so zum „Tag der Sachsen“ in Görlitz, zum 1. Heimatfest in Langebrück auf der Bühne des Waldbades und die musikalische Eröffnung des Straßenweihnachtsmarktes.
Ein Höhepunkt waren die Parkkonzerte im Garten des Hauses der Gemeinschaft, (heute Privatvilla) welches zu einer schönen Tradition bis zum 11. Parkkonzert wurde.


1995 konnte der Nicodéchor sein 50-jähriges Jubiläum feiern, gemeinsam mit dem Männerchor Lausa/Weixdorf und dem gemischten Chor Radebeul wurde im Speisesaal der Mittelschule musiziert. Unterdessen zählte der Chor 30 Mitglieder.

1996 übernimmt Claus Gutekunst die Leitung des Chores und der Chor tritt dem „Ostsächsischen Chorverband“ bei. Die Auftritte werden von Jahr zu Jahr vielfältiger, so sind auch größere Veranstaltungen wie unter anderem das:
- Konzert in der Landesbühne Radebeul anlässlich „10 Jahre Lößnitzchor“ 1997
- Singen auf dem Keulenberg 1998
- Sächsisches Sängertreffen zum „Tag der Sachsen“ in Hoyerswerda 1998
- Pfingstsingen im Seifersdorfer Tal 1999
- Bergsingen auf dem Keulenberg 2000
- Sängertreffen des Ostsächsischen Chorverbandes in Weinböhla mit 12 Chören aus den In-und Ausland 2000
- Konzert zum 100jährigen Bestehen des Bahnhofes Dresden-Neustadt 2001
- „Dresden singt“ Konzert vor dem Coselpalias an der in Bau befindlichen Frauenkirche 2002
- Parkkonzerte mit dem Großerkmannsdorfer Blasorchester 2002
- Fahrt zur Partnergemeinde Neulußheim mit Chorkonzert am 3.10.2002
- Auftritt im Großen Garten im Rahmen der Dresdener Musikfestspiele 2003
- Nicodé Ehrung anlässlich des 150. Geburtstages des Musikers. Enthüllung einer Gedenktafel am ehemaligen Wohnhaus 2003
Das sind nur die wichtigsten Höhepunkte in dieser Zeit. Die Qualität des Chores begründet sich durch das freie Singen ohne Notenblatt mit einem Repertoire von ca.130 Frühlings-, Volks-, Scherz- und Weihnachtsliedern. Nicht nur der Chorgesang zeichnet das Vereinsleben aus, so werden jährlich runde Geburtstage, besondere Hochzeitstage, Weihnachtsfeiern der Chormitglieder und Veranstaltungen die das kulturelle Leben im Ort Langebrück prägen unterstützt. Jährlich unternimt der Verein Ausflüge u.a. nach Walddorf in der Oberlausitz, in die Böhmische Schweiz und einer Abendfahrt mit der Weißen Flotte auf der Elbe. Nach Schicksalsschlägen und durch gesundheitlichen Problemen musste Achim Hussack 2003 seine musikalische Leitung im Chor abgeben. Jetzt machte sich die Mitgliedschaft im Ostsächsischen Chorverband bezahlt, denn so konnte der Chor einen neuen Chorleiter vermittelt bekommen. Pünktlich zum 60-jährigen Bestehen des Nicodéchores 2005 war die Übergabe an den neuen Chorleiter Winfried Liebal.
Am 25. Juni 2005 feierte der Nicodéchor sein 60-jähriges Jubiläum im Bürgerhaus Langebrück. Mit dabei waren der Harry-Kaiser-Männerchor Radeberg und der Schulchor der Grundschule Langebrück.

Aus diesem Anlass erfolgte die Taktstockübergabe an den neuen musikalischen Leiter des Chores dem Dresdener Winfried Liebal.
Er leitete den Chor bereits seit 2003 und wurde an diesem Tag offiziell in sein Amt eingeführt. Am 1. April 2006 nahm der Chor beim 6. Arenasingen in der Erdgasarena Riesa teil. 1000 Sänger aus 39 Chören gestalteten ein anspruchsvolles klassisches Programm, was am Rande dessen für einen Laienchor möglich ist. Zu diesem Zweck wurde auch zwei Mal die Woche geprobt. 2006 sang der Nicodéchor mit vielen anderen Chören im Rahmen der Musikfestspiele auf Freitreppe zur Brühlschen Terrasse.
In jedem Jahr hat es Frühlings- und Weihnachtskonzerte gegeben, die anfangs in der Kirche in Langebrück und später im Bürgerhaus stattfanden. Hierzu gab es solistische Einlagen, die mit viel Beifall von den zahlreichen Besuchen bedacht wurden. Im September 2007 sang der Chor mit neuer Chorkleidung zum Federweißerfest in Radebeul, Schloss Wackerbarth. 15 Chöre gestalteten dies stimmungsvolle Fest angesichts herrlichen Wetters in schöner Umgebung.

Pfingsten 2008 nahm der Nicodéchor wieder einmal am traditionellen Pfingstsingen im Seifersdorfer Tal teil. Neben dem Blasorchster Großerkmannsdorf und dem Männerchor Ruhland gab es ein zweistündiges Konzert vor 4000 Zuhörern.

Am 11. Juli 2008 verstarb unser langjähriger Chorleiter Jochen Hussack nach schwerer Krankheit im Alter von 74 Jahren.
Zum Herbstkonzert 2008 wurde erstmals im Bürgerhaus, zusammen mit dem Lößnitzchor Radebeul, gesungen. Dagegen fand die Einweihung des Bürgerhauses erst am 15.8.2009 mit Beteiligung des Nicodéchores statt.
Ein wunderschöner Chorausflug im Herbst 2009 war das Chorsingen im Findlingspark Nochten. 12 Chöre trafen sich im Findlingspark bei sonnigem Wetter zum gemeinsamen Singen. Ein kleines Programm im Ehrlichhof Rietschen beschließt den erlebnisreichen Tag.

Am 18.3.2010 verstirbt Hilde Drowatzky im Alter von 93 Jahren und Claus Gutekunst am 1.4.2010 nach schwerer Krankheit im Alter von 75 Jahren.

In der konstituierenden Vorstandssitzung am 4.5.2010 übernimmt Maria Katharina Sarstedt den Vorsitz des Nicodéchores.
Pfingsten im Jahr 2011 gab es wieder einen kulturellen Höhepunkt auf der Sängerwiese im Seifersdorfer Tal. Bei bestem Sonnenschein sangen neben dem Nicodéchor, der Männerchor Cunnersdorf 1894 und der Gemischte Chor aus Pulsnitz gemeinsam. Auch trat der Chor im Juni 2011 zum 7. Chorfest in Moritzburg auf. Ein Erlebnis in dem Jahr war die Konzertreise in unsere Partnergemeinde Neulußheim. Das Jubiläumskonzert anläßlich 300 Jahre Neulußheim fand, in der bis auf den letzten Platz gefüllten evangelischen Kirche, unter dem Motto „Fünf Chöre ein Orchester“ statt. Großen Beifall gab es dabei für „De säck´sche Loreley“. Standing Ovation für die Langebrücker Liederbeiträge.

Am 30. April 2012 gab Kathy Kelly in der Martin-Luther-Kirche in Dresden zusammen mit dem Nicodéchor ein Konzert. Sie wollte damit den Chorgesang fördern. Ungefähr 170 Zuhörer verfolgten begeistert die Aufführung. Ein Jahr später, zur 725-Jahrfeier der ersten urkundlichen Erwähnung Langebrücks, gestaltete der Chor ein eigenes Bild. Außerdem wurden die Veranstaltungen im Bürgerhaus durch den Chor umrahmt.
Auf der Jahreshauptversammlung am 15.3. 2018 wurde Roxane Finn-Mitzschke zum 1. Vorsitzenden gewählt.

Auf Grund gesundheitlicher Probleme verabschiedete sich Winfried Liebal.

Neuer musikalischer Leiter wurde ab 2017 Vitali Aleshkevich.
Neben dem Frühlings-, Herbst- und Weihnachtskonzerten im Bürgerhaus gab es in den folgenden Jahren weitere besondere Veranstaltungen.
– Pfingstsingen 2014 mit dem Männerchor Weixdorf in der Köhlerhütte
– Vom 20. bis 22. Juni 2014 Teilnahme an der „Fète de la musique“ zusammen mit dem Chor
„Canto Ergo Sum“ in Berlin
– Juni 2015 Open-Air-Konzert mit dem Gemischten Chor Pulsnitz in der Kleingartenanlage „Am
Russengrab“ in Pulsnitz
– 15. Mai 2016 Pfingstsingen im Seifersdorfer Tal
– 3. September 2017 Barockgartenkonzert im Barockgarten Heidenau Großsedlitz mit vier weiteren
Chören aus der Umgebung
– 8. Juli 2018 „Viva La Musica“ 5 Chöre ein Konzert in der Hofewiese – Stimmbildungsseminare in Bautzen und Meißen
Autoren: B. Wolf, E. Möbius
Quellenverzeichnis: Chorchronik Nicodéchor
Fotos: Ortschronik